[PLing] Vortrag zur regionalsprachlichen Intonation

Manuela Lanwermeyer Manuela.Lanwermeyer at univie.ac.at
Mon Nov 4 12:08:44 CET 2019


Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

 

ich möchte Sie gerne auf den Vortrag von Tillmann Pistor (Forschungszentrum
Deutscher Sprachatlas, Philipps-Universität Marburg) im Rahmen der Wiener
Sprachgesellschaft aufmerksam machen:  

 

Thema: „Universelle Intonationsmuster in Regionalsprachen des Deutschen“

 

Zeit: Dienstag 12.11.2019 um 18:30 Uhr

 

Ort: Sensengasse 3a, Hörsaal 1 (1. OG)

 

Abstract: 

Zu den Herausforderungen einer komparativen regionalsprachlichen
Intonationsforschung gehören zum einen auf der Funktionsseite das
Hinzuziehen abstrakter oder historischer Bezugseinheiten, um eine
phonologische Herangehensweise zu ermöglichen. Zum anderen gehört hierzu auf
der Formseite das Vermeiden subjektiver Parametrisierungen phonetischer
Messungen von digital generierter Prosodie und letztlich deren
Interpretation. In der vorliegenden Untersuchung werden jene
Herausforderungen mit einem neuen methodischen Zugriff angegangen.
Funktionsseitig werden zunächst abstrakte prosodische Variablen hergeleitet.
Diese werden anhand von lokalen Intonationsmustern auf segmentellen Trägern
von Partikeln, Interjektionen und Ein-Wort-Äußerungen bezüglich ihrer
Existenz und anschließend bezüglich ihrer funktionalen Annahmen durch
Sequenzanalysen in freien Gesprächen überprüft. Formseitig interessiert erst
dann die phonetische Realisierung dieser Variablen innerhalb vertikaler
Variationsspektren in vier großräumigen Dialektregionen des Deutschen:
Oberdeutsch, Mitteldeutsch, historisches Westdeutsch und Niederdeutsch. Für
das messphonetische Vorgehen in der Untersuchung wurde der VokalJäger (Keil
2017) erweitert und modifiziert. Das innovative Verfahren, genannt PEAT,
operiert hier als algorithmische Prozesskette zur automatisierten Messung,
Darstellung und Klassifizierung prosodischer Einheiten. Mehrere sukzessive
Schritte gewährleisten dabei Vergleichbarkeit und Reliabilität der
Messungen. Gegenstand der Untersuchung ist unter Anwendung des Algorithmus
ein Horizontaler und vertikaler Vergleich lokaler Intonationsmuster in Form
und Funktion im variativen Spektrum deutscher Regionalsprachen. Mit der
skizzierten Methodenkombination wird gezeigt, dass bezüglich dieses
Untersuchungsgegenstands universelle Strukturen vorliegen: Drei
diskurssteuernde Funktionskomplexe der Prosodie (Reaktionssignale,
Turnhaltesignale und Abschlusssignale) sowie zwei emotionale prosodische
Einheiten (positive und neutrale bis negative Bewertung) auf lokalen
Intonationsmustern sind vertikal wie horizontal unabhängig von
segmentalphonologischer Variation in Form und Funktion in allen untersuchten
Regionalsprachen relativ gleich und stabil. Die Position im Syntagma
bestimmt dabei die konkrete Funktion der Einheiten innerhalb der Komplexe.
Auch hierbei zeigen alle funktionalen Einheiten im regionalen Vergleich
dieselben positionellen Präferenzen und Ausschlüsse bezüglich ihrer
konversationsstrukturellen Position (turninitial, -medial oder -final).

 

Herzliche Grüße 

Manuela Lanwermeyer 

 

 

--

Dr. Manuela Lanwermeyer
Universität Wien 

Institut für Germanistik 

Universitätsring 1 | 1010 Wien 

Tel.: +43 1 4277 42231

 

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