[Newsletter Alte Geschichte] [zeitgeschichte] 15.11. - INTERAKTIONEN - Reinhard Sieder: Gewalt in den Erziehungsheimen der Stadt Wien

[Vortragseinladungen und Ankündigungen im Bereich d]

-------- Original-Nachricht --------

*/Interaktionen Interaktionen  Interaktionen/*

Liebe KollegInnen!
Wir möchten Sie/Euch hiermit an den nächsten Donnerstagsvortrag der 
INTERAKTIONEN im Wintersemester 2012 erinnern:
*
*
*Reinhard Sieder (Wien)*
*
*
*GEWALT IN DEN ERZIEHUNGSHEIMEN DER STADT WIEN *
*Kritische Sozialforschung unter dem Druck medialer Öffentlichkeit*

*Donnerstag, 15. November 2012, 12:00*
*Seminarraum 1 *
*des Instituts für Zeitgeschichte*
*Universitäts-Campus, Spitalgasse 2/Hof 1, 1090 Wien*



sieder-smioski-der-kindheit-beraubt Im Auftrag des zuständigen Stadtrats 
untersuchte eine "Historikerkommission" unter Leitung von Reinhard 
Sieder alle Formen von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in 
Er­zieh­ungsheimen der Stadt. Die Ergebnisse wurden dem zuständigen 
Gemeinderatsausschuss vorgelegt und am selben Tag (20. Juni 2012) in 
einer Presse­konferenz wie auch online 
(wien.gv.at/menschen-Gesellschaft/ kinderheime) veröffentlicht. Unlängst 
erschien der umfangreiche Bericht auch als Buch (s.u.)

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in den Print- und TV-Medien 
aufmerksam registriert. Viele machten die Aussage Reinhard Sieders, aus 
seiner Sicht seien Ausmaß und Vielfalt der Gewalt in den 
Erziehungs­heimen der Stadt Wien (ca. 1950 bis ca. 1980) "eine 
historische Katastrophe", zur Schlagzeile, gaben aber den angebotenen 
komplexen Erklärungen keinen Raum. Vor allem die Tagespresse reduzierte 
die Ursachen der Gewalt in den Heimen auf das Versagen des Jugendamtes 
und der sozialdemokratischen Stadtregierung.

Dies wirft grundlegende Fragen auf: Werden kritische 
Wissenschaftler/innen zum Spielball der Tagespolitik der politischen 
Parteien? Trifft zu, was Adorno über Kritik in der politischen 
Öffentlichkeit behauptet hat: Kritik sei zwar möglich, werde aber 
umgehend in den kulturindustriellen Betrieb integriert?

Reinhard Sieder spricht über seine Erfahrung mit diesem 
Forschungsauftrag der "öffentlichen Hand", über den Spagat, mit den 
zuständigen Behörden zu kooperieren und zugleich eine kritische Position 
zu beziehen, über Massenmedien, die unter dem Druck stehen, bad news zu 
vermarkten und die Ressentiments ihres Publikums zu bedienen, und über 
die Frage, ob unter diesen Bedingungen kritische Sozialforschung etwas 
an den Verhältnissen ändern kann.

Reinhard Sieder / Andrea Smioski, Der Kindheit beraubt. Gewalt in den 
Erziehungsheimen der Stadt Wien, Innsbruck/Wien/Bozen 2012 
(StudienVerlag), ISBN 978-3-7065-5232-5


Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Ihr/Euer Interaktionen-Team
Johanna Gehmacher
Siegfried Mattl
Albert Müller
Bertrand Perz

Die Druckversion der Einladung finden Sie im Anhang.


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Institut für Zeitgeschichte
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